Ausbildung und Geschichte des Handwerks
Ausbildung Geschichte Drechslerwappen
Die Ausbildung ist sehr vielseitig und variiert stark, abhängig vom
Produktionsspektrum des jeweiligen Betriebes. So geht es von
Automatendrehereien über kunstgewerblich tätige Drechsler bis zu den
Baudrechslereien, denen wir meistenteils angehören. Üblicherweise ist aber jede
Drechslerei in der Lage, mehr oder weniger das gesamte Spektrum zu
bedienen.
Nur ist es wie überall: Der Spezialist bringt das beste
Preisleistungsverhältnis!
Die Ausbildung dauert 3 Jahre. In der Lehre erwirbt
der Lehrling Kenntnisse und Fertigkeiten im Langholz-, Querholz- und
Hohldrehen. Das Arbeiten an Maschinen wie diversen Säge- und
Hobelmaschinen ist genauso Bestandteil, wie das Bedienen von Drehhalb-
oder Vollautomaten. Oberflächenbehandlung, Montagearbeiten auf
Baustellen, diverse Hilfs- und Pflegearbeiten gehören ebenso dazu, wie
auch ein fundiertes fachliches Wissen über Holz, Werkzeuge,
Oberflächenstoffe und die bildliche Darstellung. Fachmathematik und
Formgebung geben sich in der täglichen Arbeit die Hand.
Die Tätigkeiten sind teilweise körperlich schwer und staubig. Aber wie in
jedem Beruf wird auch hier stets versucht, die Arbeit zu erleichtern
und die Schleifstaubeinwirkung durch Absauganlagen und
Staubschutzmasken auf ein Minimum zu reduzieren.
Die fachtheoretische Ausbildung im Drechsler- beruf ist auf zwei
Berufsschulen konzentriert, die sich in Sachsen und Bayern befinden. Traditionell
schicken die ostdeutschen Betriebe ihre Lehrlinge nach Seiffen im
Erzgebirge, während die westdeutschen Drechsler zumeist den Kontakt zur Schule
in Bad Kissingen halten. Jedoch sind auch andere Konstellationen
denkbar...
Die Unterbringung erfolgt in preiswerten Pensionen und Jugendherbergen
in der Nähe. Durch das Zusammentreffen von Gleichgesinnten wird der
Zusammenhalt der Drechsler stark gefördert. Es können Erfahrungen
ausgetauscht und z.B. Fahrgemeinschaften gegründet werden. Viele
Betriebe aus ganz Deutschland kennen sich untereinander und sind eher
versucht, sich zu unterstützen, als sich zu bekämpfen. Ausnahmen
bestätigen die Regel...
Außerdem gibt es in jeder Lehrzeit einen oder mehrere
Maschinenlehrgänge, die den Lehrling befähigen, auch mit Maschinen
fachgerecht und arbeitsschutztechnisch korrekt umzugehen, die sich
nicht im Lehrbetrieb befinden.
 Seite der Berufsschule in Seiffen
 Seite der Berufsschule in Bad Kissingen

 

Geschichte
Das Drechslerhandwerk ist nachweislich eines der ältesten
Gewerke der Erde. Immerhin hat bereits der "liebe Gott" die
Weltkugel rund gedreht, weshalb diese auch im Wappen des
Drechslers erscheint. Die erste Drechselbank entstand aus
dem ersten mechanisierten Gerät der Menschheit - dem
Fiedelbohrer. Lediglich die Drehachse wurde aus der
senkrechten in die horizontale Ebene verlagert. Gedrehte
Gegenstände wurden bereits vor mindestens 2700 Jahren
gefertigt, konnten bei Ausgrabungen also sichergestellt werden.
So stammt der älteste nachweisliche Fund aus dem frühen
7. Jahrhundert v. u. Z. aus Corneto in Italien.
Die Etrusker hatten zu der Zeit bereits eine große Fertigkeit im
Drehen von Schalen, Möbelfüßen und Tellern aus verschiedenen Materialien entwickelt.
Über die Kelten wurde schließlich das Handwerk aus dem Mittelmeerraum in nördliche Gebiete exportiert,
und so lässt es sich im 3.Jh.v.u.Z. im Raum Deutschland nachweisen.
Trotz der primitiven Fitzelbank-Technik waren dünnwandige Gefäße,
raffinierte Dosen, wohlgestaltete Füße und Säulen, Spiegelgriffe,
Flaschen, Teller usw. im Angebot der damaligen Drechslerschaft.
Nicht nur Holz wurde verarbeitet, sondern auch Elfenbein, Bein,
Bernstein, Bronze, Sandstein, Kalkstein, Schiefer, Marmor, Alabaster u.v.m.
Drechsler waren vielbeschäftigte Leute. Erst im 13. Jahrhundert
erschien eine neue Form der Drechselbank. Bei der Technik der
Wippdrehbank war zwar immer noch die Drehrichtungsänderung
vorhanden, aber nun standen beide Hände für das Halten des Werkzeuges zur Verfügung.
In der Epoche der Renaissance hörte das Drechslerhandwerk
auf, ein Eigenleben zu führen und trat in Wechselbeziehung mit
der Schreinerei und Schnitzerei. Jedoch erst im französischen
Barock erlangten Handwerk und Kunst eine Blütezeit. In
Deutschland wurde Nürnberg Mittelpunkt unseres schönen
Handwerks, und Nürnberger Drechsler waren es, die das Handwerk hoffähig machten.
So gab es unter den damaligen Fürsten,
Zaren, Päpsten, Königen und Kaisern auch sehr gute Drechsler.
Das Oval- und Passigdrehen entstand und auch die ersten
gewundenen Säulen hielten Einzug in die Stuben. Durch die gekröpfte Welle
von Leonardo da Vinci wurde endlich die einförmige Drehbewegung möglich.
Figuren- und Vieleckdrehbänke entstanden - Unmögliches wurde möglich gemacht.
Mitte des 18.Jh. wurde das Drechslerhandwerk stark in den Hintergrund gedrängt.
Mit den bescheidenen Aufgaben konnten die Fähigkeiten der damaligen Drechsler
lange nicht gefordert werden. So gerieten viele Techniken, die den höchsten
Stand der Kunstfertigkeit darstellten, in Vergessenheit.
Durch unzweckmäßige und überspitzte Drechsler-Kuriositäten von sogenannten
"Kunst-Drechslern"
wandte sich lange Zeit das gebildete Publikum vom Drechslerhandwerk ab und erst in den
70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts konnte es zumindest in den ostdeutschen Ländern
eine Renaissance erleben, welche bis zur Vereinigung Deutschlands anhielt...

 

Drechslerwappen
Das Drechslerwappen gibt es schon seit Alters her und zeigt in verschiedenen Anordnungsvarianten
immer die gleichen Gegenstände. In der Mitte präsentiert sich das Symbol der Perfektion - die Kugel. Diese stellt die
schwerste Grundform des Drechslers dar und fand aus diesem Grund den Weg ins Wappen. Es gibt jedoch auch Stimmmen, die
sagen, dass sie die Erdkugel darstellt, die der Herrgott gedrechselt hat. Geht man aber davon aus, dass es den
Drechslerberuf und sein Wappen schon gab, als die Welt noch an eine Erdenscheibe glaubte, kann diese These nicht stand
halten. Weitere Bestandteile des Wappens sind der Meißel und die Röhre, die als Vertreter der wichtigsten Werkzeuge
stehen. Umspannt wird das Ensemble vom Außentaster. Auch dieses altertümlich anmutende Werkzeug findet man noch in den
meisten Drechslereien. Abgelöst wurde der Taster im Arbeitsalltag mittlerweile von der Schiebelehre, die eine höhere
Präzision bietet.


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